Philipp Lahm sitzt jetzt auf Pirlo und Buffon
Persönlicher Fußball-Blog von Christian Falk - Fußball-Chef der BILD-Gruppe. Insider-Berichterstattung über den FC Bayern München und der DFB Nationalmannschaft.
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Philipp Lahm sitzt jetzt auf Pirlo und Buffon

Philipp Lahm sitzt jetzt auf Pirlo und Buffon

Seinen Sessel für den Ruhestand hat Philipp Lahm schon fertigen lassen. Besser gesagt: gleich zwei. Für den Bezug opferte der Bayern-Kapitän einen Teil seiner Trikot-Sammlung. Nun sitzt er auf den getauschten Dressen der Gegner seiner Karriere wie Pirlo und Buffon. Auch Kollegen wie Bastian Schweinsteiger, Manuel Neuer und Thomas Müller kann man auf der Beflockung lesen. Früher hingen die Trikots aufgereiht an einer Schnur an seinem Treppenaufgang in seinem Appartement am Gärtnerplatz, nun stehen die beiden Stühle in Lahms Münchner Penthouse-Wohnung mit 300 Quadratmeter in Bogenhausen. Ich kenne Lahm inzwischen seit 15 Jahren und in dieser Zeit habe ich ihm viele Fragen gestellt, er mir dagegen nur eine: nach einem Trikot.


Für eine Serie zur WM 2014 besuchte SPORT BILD die Altstars von Brasilien. Pelé, Romario, Ronaldo & Co signierten dabei die Trikots der Selecao für die deutschen Nationalspieler. Für Philipp Lahm wählten wir Cafu, Rechtsverteidiger und Mannschaftskapitän der brasilianischen Weltmeister 2002 (schon 1994 holte er den WM-Titel). Nach dem Turnier sprach mich Philipp darauf an. „Bekomme ich denn noch das Trikot?“, fragte er zu meiner Überraschung. Ich hatte nicht geahnt, dass er es wirklich will, was ich ihm auch genau so sagte. „Es ist doch für mich signiert, oder? Dann hätte ich es natürlich auch gerne.“ Nach der WM ging ich jedoch erstmal in den Urlaub und zu Beginn der neuen Saison, dachte ich schlicht und einfach nicht mehr daran. Drei Jahre später war es nun das passende Abschiedsgeschenk. Philipp ist sichtlich erfreut, als ich ihm das Dress trotz Verspätung gebe. „Das Trikot kommt auf keinen Sessel“, verspricht er mir.

Ich erinnere mich noch genau an den Tag, an dem ich Philipp Lahm kennenlernte. Eigentlich war ich zur Pressekonferenz an der Säbener Straße eines Bayern-Profis, den ich inzwischen vergessen habe. Ich weiß dafür noch, wer danach seinen Auftritt hatte: Hermann Gerland! Der damalige Amateur-Coach und heutige Co-Trainer der Profis ließ es sich nicht nehmen, für das DFB-Pokalspiel der zweiten FCB-Mannschaft gegen Schalke sein 18-jähriges Rechtsverteidiger-Talent vorzustellen. „Normalweise stehe ich nicht hier oben, bevor ein Spieler spricht. Aber jetzt kommt einer, den ihr Euch für die Zukunft merken solltet…“, leitete Gerland ein. Dann überließ er dem jungen Philipp Lahm das Podium. Keine Ahnung was Philipp an dem Tag erzählte, entscheidender war die Ansage von Gerland: Den Jungen merkte ich mir! Er machte es mir aber ehrlich gesagt auch nicht schwer.


Ich berichtete über Philipps erste Einwechslung im Olympiastadion bei den Bayern-Profis im Champions-League-Spiel gegen Lens (3:3) im November 2002. Zusammen fuhren wir zu unserer ersten Europameisterschaft 2004 nach Portugal, wie später auch zu allen anderen Turnieren bis zu seinem WM-Titel 2014. Er schenkte mir sogar sein erstes Kapitäns-Trikot, als er erstmals 2009 in Shanghai mit der Binde auflief. Für unsere Serie zur WM 2010 in Südafrika ritt er auf einem Elefanten, was schon immer ein Kindheitstraum von ihm war. Für seine ersten Schritte als Gesellschafter lud er mich als ersten Reporter ein, seine Fabrik für Pflegeprodukte zu besuchen. „Gestatten, Dr. Lahm“, begrüßte er mich mit Häubchen und Labor-Kittel. Ja, wir hatten Spaß. Auch wenn man Philipp als Reporter privat nie ganz nahe kommen kann, so teilen wir immerhin unsere Sympathie für die Österreichische Band „STS“, über die wir plaudern können. Beruf und Privates trennt er jedoch konsequent, was für alle Seiten von Vorteil ist.


Meine Vorab-Meldung, dass er seine Karriere vorzeitig beendet und auch nicht Sportdirektor wird, kam Philipp sicher nicht recht, aber er hat professionell darauf reagiert. Er wusste: Ich habe nur meinen Job gemacht.

Philipp Lahm wird am Samstag beim Heimspiel gegen den SC Freiburg seine Karriere beenden. Ich bin dennoch sicher, dass ich ihn im Fußball wieder sehen werde.