29 Jul Nicht nur als Chefchen-Reporter werde ich Schweini vermissen
Zugegeben: Die Beziehung zwischen Bastian Schweinsteiger und mir war die vergangenen Jahre nicht die beste. Ich habe ihn 2011 „Chefchen“ getauft, er mich dafür auf einer anschließenden Journalistenrunde als „Pisser, Arschloch, Wixer“ beschimpft. Nach dem Eklat landeten unser beider Fotos sogar nebeneinander in der „Bunten“. Seither haben wir nicht mehr außerhalb von Pressekonferenzen miteinander gesprochen – mit Ausnahme eines Telefonats, von dem ich ihm versprochen habe, dass Grund und Inhalt unter uns bleiben werden. Das „Chefchen“ habe ich übrigens nach dem WM-Titel 2014 zurückgenommen. Und das auch gerne, denn Bastian hat sich in den Jahren zuvor tatsächlich vom Chefchen zum Mittelfeld-Chef entwickelt. Auch unser Verhältnis war nicht immer gleich schlecht.
Schweinsteiger hat mir sein erstes Interview als Jungprofi gegeben. Er sagte schon damals, er wolle Ballack beim FC Bayern beerben. Sowohl beim Rekordmeister als Champions-League-Sieger wie auch in der Nationalmannschaft als Weltmeister hat er Ballack mehr als übertroffen. Das Bild von seinem ersten Interview-Termin hängt heute noch beim Münchner Italiener „Fausto“, selbstverständlich mit blonden Schweini-Strähnen. Im Folgejahr lud mich Schweinsteiger auch zu seiner Geburtstagsparty im Aschauer „Eiskeller“ ein, unweit unserer beiden Heimatorte im Chiemgau. Seine erste Homestory durfte ebenfalls ich machen. Ich kann mich noch gut an den sauren Geruch in seiner Wohnung im Münchner Vorort erinnern, weil er am Abend zuvor eine Milch verschüttet und sie anschließend nicht aufgewischt hatte. Nach dem offiziellen Termin spielten wir beide gegeneinander Fußball auf der Playstation. Schweini damals übrigens schon mit Mannschaften aus der Premier League.Bei seiner ersten EM begleitete ich ihn ebenfalls nach Portugal. Ich glaube, dass ich ihm damals viel Ärger erspart habe. Schweinsteiger wollte damals außerhalb des EM-Quartiers bei seiner damaligen Freundin Dani übernachten. Er hatte gehört, dass Teamchef Rudi Völler das Christian Wörns erlaubt hatte. Als mir Bastian das am Telefon erzählte, machte ich ihm schnell klar, dass was Völler seinem ehemaligen Teamkollegen Wörns zugesteht, noch lange nicht für ihn gelte. Ich riet ihm, schnell ins Quartier zurückzukehren – es war schon spät – und sich bei den Physios, die immer das Ohr des Trainers sind, noch mal vor dem zu Bett gehen zu zeigen. Aus dem Mannschaftshotel rief mich Schweinsteiger noch nach Mitternacht an und bedankte sich.
Es gibt viele Geschichten, die uns immer verbinden werden. Gute wie schlechte. Bei mir ist nichts hängen geblieben, im Gegenteil: Es war nicht immer einfach mit Schweinsteiger, aber stets spannend. Zu seinem Rücktritt aus der Nationalmannschaft kann ich daher ehrlich sagen: Schweini, Du wirst mir fehlen!