30 Jan. Große Maulwurf-Jagd beim FC Bayern
Diese Woche erhielt ich ein Schreiben vom „Kriminalfachdezernat 11 München“. Die Polizei sucht noch immer nach der Person, die den Gehaltszettel von Bayern-Verteidiger Medhi Benatia abfotografierte und im Internet verbreitete. Da SPORT BILD den Vorfall öffentlich machte, sollte ich als Zeuge vernommen werden. Allerdings: Journalisten dürfen von ihrem „Zeugnisverweigerungsrecht als Berufsgeheimnisträger“ nach Paragraph 53 (StPO) Gebrauch machen – was ich auch tat. Reporter haben ein Recht auf Quellenschutz, um nicht ihre Informanten verraten zu müssen. Nach der Veröffentlichung der Benatia-Geschichte meldete sich eine weitere Person per Mail, die mir zusätzliche Informationen anbot. Im Wortlaut schrieb er: „Konkret kann ich Ihnen sagen, Wer das Foto gemacht und weitergeschickt hat, Wo das passiert ist und Wann. Selbstverständlich würde ich mich über ein kleines Taschengeld freuen.“ SPORT BILD geht auf solche Deals grundsätzlich nicht ein. Der Vorfall an sich war uns ohnehin bekannt, der Gehaltszettel liegt uns vor. Bei einem Kundencheck hatte Benatia seine Lohnabrechnung im Fahrzeug liegen lassen. Im Klub wird daher ein Angestellter des betreffenden Autohauses verdächtigt. Viel mehr als Benatias Millionen-Verdienst beschäftigt den FC Bayern aktuell jedoch, welcher Spieler Informationen aus der Mannschaft nach außen trägt. Die sogenannte Maulwurfsjagd ist an der Säbener Straße eine alte Tradition…
„Welcher Spieler ist der anonyme Spieler, wo spielt dieser Anonymus?”, fragte sich nicht nur Pep Guardiola in der Presserunde, sondern viele Journalisten rätseln selbst. Munter wird deshalb spekuliert. Die Abendzeitung titelte am Freitag auf ihrer ersten Seite „Pep hat ’nen Maulwurf“, die Süddeutsche Zeitung wählte „Der erste Aushubhügel“ als Überschrift, während die TZ vor „Explosionsgefahr bei den Bayern“ warnte. Der Münchner Merkur schrieb, dass Karl-Heinz Rummenigge bereits zu Pep Guardiolas Anfangszeit einem ihm unbekannten Maulwurf öffentlich gedroht habe, er würde Probleme bekommen. Im Artikel heißt es: „Inzwischen wurde der Spieler aber verkauft“.
Der Autor vermutet offenbar Toni Kroos als den einstigen Münchner „Whistleblower“, so wie es auch die Bayern-Bosse – wegen seines in Ihrem Verdacht stehenden zu Medien-nahem Berater – taten. Zu Unrecht, wie ich rückwirkend nun richtig stellen darf. Der aktuelle Fall dürfte das auch dem FC Bayern klar gemacht haben.