31 Mai FC Hollywood war gestern: „Hey Til. Film finde ich genial. Jogi“
Til Schweiger ist als erster in die Zoom-Schalte eingewählt. „Ist Basti schon da“, fragt der Produzent, der gerade die Karriere von Bastian Schweinsteiger verfilmt hat. Da ploppt schon das nächste Fenster auf. Es ist Bastian, der vor einer Kaffee-Tasse sitzt. „Hi Basti, ist das dein traditioneller Cortado?“, frage ich. „Richtig!“, antwortet Schweinsteiger und lacht.
Bastian und ich kennen uns bald 20 Jahre. Ich führte mit Schweinsteiger sein erstes Interview, als er als Talent zum Bayern-Kader stieß. Von da an begleitete ich seine Karriere auf allen Etappen. Unsere Spieler-Reporter-Beziehung war nicht immer eitel Sonnenschein. Aber wir beide sind lang genug im Geschäft, um zu wissen: Das gehört bei so vielen Jahren dazu. Umso mehr freute mich die Anfrage von Til Schweiger, ob ich denn nicht für Interview-Aufnahmen zu seiner Dokumentation „SCHW31NS7EIGER: MEMORIES – VON ANFANG BIS LEGENDE“, die bei Amazon läuft, zur Verfügung stehe.
Das Aufgebot der Fußball-Größen könnte prominenter nicht sein. In der Dokumentation kommen Uli Hoeneß, Jogi Löw, Karl-Heinz Rummenigge, Oliver Kahn und viele Bayern-Stars wie Thomas Müller oder David Alaba zu Wort. Natürlich auch Lukas Podolski (No Poldi, No Party). Schweinsteiger, Schweiger, meine Kollegin Iris Rosendahl und ich sind für ein Zoom-Interview über die Doku verabredet.
Den Film durfte ich vorab sehen und stellte fest: Ich fiel nicht dem Schnitt zum Opfer. Ehrlich gesagt: Bei all den Namen hätte mich das nicht überrascht. Das sage ich Til auch. „Nein, nein. Du bist omnipräsent“, sagt Schweiger. „Ich finde, dass Du in der Doku super rüberkommst.“ Bastian ruft: „Nein, Til! Sag so was nicht!“ Dabei schlägt Schweinsteiger die Hände über den Kopf zusammen. Ein Scherz auf meine Kosten. Tatsächlich ist es eine ungewöhnliche Situation. Fast zwei Jahrzehnte habe ich mit Schweinsteiger über Schweinsteiger geredet, nun spreche ich wie viele andere Wegbeleiter über seine Karriere im Rückblick.
Welche Wortbeiträge haben Bastian am meisten überrascht?
„Puh…“, sagt Basti. „Ich muss sagen, bei vielen Momenten im Film hatte ich einfach Gänsehaut.“ Er überlegt kurz. Es ist ihm förmlich anzusehen, wie er die Szenen des Films vor seinem inneren Auge abspielen lässt. Stopp. Bastian scheint die richtigen Stellen gefunden zu haben.
Schweinsteiger: „Es war mir auch nicht bewusst, dass meine Worte Uli Hoeneß in seiner Zeit im Gefängnis so ans Herz gingen. Ich fand mein Tennis-Spiel mit Ana sehr unterhaltsam. Meinen Papa, wenn er in seinen Worten von früher erzählt, ist auch witzig. Er kommt auch genauso rüber, wie er ist. Mein Papa passt eigentlich gut ins Film-Geschäft.“
Til Schweiger ist selbst auch Teil der Doku. Eines verrät der Schauspieler darin jedoch nicht: seine Fußball-Vergangenheit als „Agressiv-Leader“ des TSF Heuchelheim. Die Zoom-Schalte bietet mir als Sport-Reporter die Gelegenheit, auch diese Karriere zu beleuchten. Also frage ich:
Stimmt es, dass Du der Spieler mit den meisten Platzverweisen in einer Saison beim TSF Heuchelheim warst?
Schweiger lacht: „Ja, das stimmt… Wir mussten immer Kohle für einen Platzverweis abdrücken. Die Rangliste habe ich mit weitem Abstand angeführt…“
Viele Spiele sollen sogar in einer Schlägerei mit dem Gegner-Team geendet haben.
Schweiger: „Ja. Wir waren eine ziemlich wüste Truppe mit einer sehr kurzen Lunte…“
Bastian, hast Du mal was vom ehemaligen Aggresiv-Leader des TSF Heuchelheim auf dem Platz gesehen?
Schweinsteiger: „Nein. Aber vielleicht war da ja die ein oder andere Fehlentscheidung auch dabei…“
Schweiger stimmt dankbar zu: „Sicherlich…“
Iris und ich sprechen mit den beiden über den Film, das Fußball-Geschäft, aber auch Privates. Das Aufnahmegerät zeigt bereits über 45 Minuten an, die vereinbarte Zeit ist überschritten. Wir sind gerade beim Verabschieden, als Til bittet: „Wartet einen kurzen Moment! Ich will Euch noch was zeigen.“ Schweiger tippt in sein Handy, hält dann den Bildschirm in die Kamera. „Wenn du sagst Gänsehaut, Basti!“, meint er und zeigt eine Nachricht vom Bundestrainer. „Einem der ersten, dem ich den fertigen Film geschickt habe, war der Jogi Löw“, erklärt Til. Die Zeilen von Löw sind lila auf schwarz gut lesbar: „Hey Til. Film finde ich genial. Gänsehaut. Wahnsinn. Klasse gemacht, bringt Basti genauo rüber wie er ist. Kompliment. Jogi.“
Wer will unserem Weltmeister-Trainer da widersprechen?