Lothar weiß sogar noch seine Prämien von 1979
Persönlicher Fußball-Blog von Christian Falk - Fußball-Chef der BILD-Gruppe. Insider-Berichterstattung über den FC Bayern München und der DFB Nationalmannschaft.
Christian Falk, Sport Bild, Fußball-Chef der BILD-Gruppe, Reporter, FC Bayern München, Nationalmannschaft, DFB, Sportjournalist
1045
post-template-default,single,single-post,postid-1045,single-format-standard,bridge-core-2.3.3,ajax_fade,page_not_loaded,,vertical_menu_enabled,qode-overridden-elementors-fonts,qode-child-theme-ver-1.0.0,qode-theme-ver-21.9,qode-theme-bridge,disabled_footer_top,qode_header_in_grid,wpb-js-composer js-comp-ver-6.2.0,vc_responsive,elementor-default,elementor-kit-15393

Lothar weiß sogar noch seine Prämien von 1979

Lothar weiß sogar noch seine Prämien von 1979

Dieser Abschied tut ein wenig weh. Diesen Mittwoch erscheint die vorerst letzte Kolumne von Lothar Matthäus in SPORT BILD. Ich muss sagen, dass ich in den vielen Gesprächen mit dem Weltmeister-Kapitän von 1990 viel von seinem Fachwissen profitierte, wenn wir über Themen und Inhalte diskutieren. Lothar hat zudem ein unglaubliches Gedächtnis. Er weiß heute noch exakt, dass er bei seinem ersten Profi-Vertrag 1979 bei Gladbach 2500 Mark verdiente. „Das war ja noch nicht viel Geld, das ich mir merken musste“, scherzt er, als ich ihn bei unserer letzten Kolumnen-Besprechung (erscheint diesen Mittwoch in SPORT BILD) schon fast ein wenig sentimental darauf anspreche. Zu meiner Überraschung spuckt er auf Anhieb exakt wie ein Computer weitere Zahlen aus. „Meine Maximal-Prämie betrug 50000 Mark, wenn ich 30 Pflichtspiele bestreite. Für jeden Punkt pro Spiel gab es 500 Mark, was bei der damaligen Zweipunkte-Regel 1000 Mark für einen Sieg waren.“ Auch im damaligen UEFA-Cup stand Gladbach 1979/80 im Wettbewerb. „Damals erreichten wir das Finale, doch die höchste Prämie wurde uns in der zweiten Runde gezahlt. Für unser Weiterkommen gegen Inter Mailand lobte Gladbach uns 4000 Mark aus!“ Beispiele wie diese könnte ich von Matthäus hunderte erzählen.

Zum Ausklang unserer gemeinsamen Zusammenarbeit (Matthäus wird ab der neuen Saison exklusiv für Sky als Experte arbeiten) besuchten mein Chefredakteur Alfred Draxler und ich Lothar in seiner neuen Heimat: Budapest.

Lothar hat für uns einen Tisch im Stadtzentrum reserviert. Das „TG Italiano“ hat seine Terrasse mit Blick auf die St.-Stephans-Basilika von Budapest. Der Restaurant-Besitzer ist ein guter Bekannter von Matthäus, natürlich. Als er das Lokal betritt, bleibt er gleich am ersten Tisch hängen. Balazs Dzsudzsak, der Kapitän der ungarischen Nationalmannschaft, ist auf Heimaturlaub aus Abu Dhabi, wo er bei al-Whada  seine Karriere ausklingen lässt. „Als ich noch Nationaltrainer war, habe ich die Jungs hier öfter ausgeführt“, erklärt Lothar bei der Begrüßung. Inzwischen ist das „TG Italiano“ von Fußballern hochfrequentiert. „Wenn Champions League ist, rollen sie hier für uns die Leinwand aus“, erzählt Lothar zu unserer Begrüßung. „Dolli schaut dann auch oft mit.“ Dolli, das ist Thomas Doll. Der Ex-Coach von Borussia Dortmund und dem Hamburger SV trainiert seit 2013 in Budapest den Erstligisten Ferencvaros. Matthäus selbst war 2004 und 2005 Nationaltrainer von Ungarn. Ich war damals in Kaiserslautern am Betzenberg auf der Reporter-Tribünen, als Lothar anlässlich des 50-jährigen Jubiläums des Wunder von Bern am 6. Juni 2004 Deutschland mit 2:0 besiegte. Damals gaben Bastian Schweinsteiger und Lukas Podolski ihr Debüt für Deutschland. Matthäus nahm sich damals eine Wohnung in Budapest – und behielt sie bis heute. „Das Leben ist schön hier“, sagt Matthäus zu seiner Entscheidung. Er wird zwar auch in Budapest erkannt, doch es sind vor allem deutsche Urlauber, die ihn ansprechen. Auch ein Engländer ist dabei. „You broke my heart, when I was a child at the world cup 1990“, sagt er als Anspielung auf das WM-Halbfinale, in dem Deutschland gegen England im Elfmeterschießen triumphierte. „I did not only broke your heart – I destroyed it!“, sagt Lothar und trifft den englischen Humor. Lachend verabschiedet er sich von dem Weltmeister, dankbar für die Anekdote, die er zu Hause in England nun erzählen kann. Nach dem Essen gibt uns Lothar eine kleine Stadtführung und man merkt dabei, dass er auf seine neue Heimatstadt schon ein wenig stolz ist.

Egal, wo Matthäus wohnt oder als Experte Auftritt – er wird immer unser aller Loddar bleiben. Wer sich nur ein wenig für Fußball interessiert, hat mindestens einen Moment, den er mit dem 150-maligen Rekordnationalspieler verbindet. Für mich war es stets der, als ich mich in der Kabine mit meinen Mitspielern in den Jugendmannschaften um das Trikot mit der 8 stritt – die damalige Rückennummer von Matthäus.