24 Okt Reisen mit den Bayern: „Protagonisten“ in der letzten Reihe
Es hat gehörig gescheppert zwischen dem FC Bayern und den Medien. Und ja, auch ich wurde in der inzwischen bereits legendären Pressekonferenz namentlich erwähnt. Direkt von Uli Hoeneß („Oder ein anderes Beispiel, Herr Falk…“). Indirekt von Karl-Heinz Rummenigge („Und der Protagonist sitzt ja in der ersten Reihe“). Als ich Herrn Hoeneß auf seine Einlassung mir gegenüber antworten möchte, zeigt er in eine andere Richtung mit dem Verweis: „Immer der Reihe nach.“ Meine Wortmeldung mit der Frage an Hasan Salihamidzic nach Jadon Sancho unterband Herr Rummenigge, weitere waren nicht mehr möglich.
Die Frage, die mir in den letzten Tagen immer wieder gestellt wurde: Wie gehen wir Medien nun mit der Situation um? Die Antwort ist ganz einfach: Wir berichten natürlich weiter.
Montagmorgen, 9.20 Uhr, Terminal 2 am Münchner Flughafen. Karl-Heinz Rummenigge stellt sich den Fragen der wartenden Reporter in einer Medienrunde. Auch ich habe eine an den Vorstandsvorsitzenden. Hinterfragt sich der FC Bayern nach der sehr deutlichen Reaktion auf ihre Pressekonferenz oder würde das nun einfach so stehen gelassen? Rummenigge dazu: „Der FC Bayern will einen erfolgreichen Fußball spielen und daran arbeiten wir gerade.“ Nicht ganz die Antwort, die ich mir vorgestellt hatte, zumindest diesmal aber ohne erhobenen Zeigefinger und Schuldzuweisungen fürs Recherchieren. Da Uli Hoeneß sich nicht in der eingerichteten Medienzone einfindet, werden die Fragen zu den Äußerungen des Präsidenten ebenfalls an Rummenigge gestellt. Der Vorstandsvorsitzende bittet: „Fragen Sie dazu den Herrn Hoeneß, ich bin ja nicht der Pressesprecher von Uli.“ Damit hat er dann auch wieder Recht.
Am Gate wird Hoeneß doch noch angesprochen. Mein Kollege Heiko Niedderer fragt ihn: Sagen Sie noch was? Hoeneß kopfschüttelnd: „Nein.“ Der Kollege wünscht noch einen guten Flug. Hoeneß kurz angebunden: „Danke“. Abgang Hoeneß. Bis wir zum nächsten Mal die Bayern-Bosse zu Gesicht bekommen, wird es dauern.
Eine Champions-League-Reise mit dem FC Bayern läuft immer nach einem sehr ähnlichen Muster ab. Abflug nach Athen ist mit der LH 2570 um 10.30 Uhr. Spieler und Verantwortliche sitzen ganz vorne in der Maschine, Journalisten ganz hinten. Mein Platz ist 57A, die vorletzte Reihe. Soviel zu Protagonisten in der ersten Reihe… Die U19 des FC Bayern, unverkennbar in ihren rot-grauen Trainingsanzügen, wurde vor uns platziert. In Reihe 56 wird UNO gespielt, bei der Film-Auswahl der Jungkicker führt „Deadpool 2“ knapp vor „Die Unglaublichen 2“.
Auf dem Tagesplan steht nach der Landung folgender Ablauf:
ca. 16.15 Uhr: Transfer zum Olympiastadion von Athen
17.15 Uhr: Teilnahme an der Pressekonferenz des FC Bayern München (Niko Kovac und Niklas Süle werden kommen)
20 Uhr: Medien-Abendessen auf Einladung des FC Bayern München
Die Einladung habe ich bereits im Vorfeld abgesagt, auch Kollegen von Sky („Schlaumeier“) sowie des Springer-Konzerns (BILD, Welt) lassen sich nach der Freitags-PK entschuldigen.
Der Dienstag steht bis zur Abfahrt zum Stadion (18 Uhr) zur freien Verfügung. Ich führe einige Recherche-Telefonate mit Blick auf die Akropolis, während mein BILD-Kollege zwischen den Bauwerken der Antike eine Umfrage unter den Bayern-Fans macht. Inmitten der Wiege der Demokratie und der Menschenrechte finde ich das ganz passend.
Am Pflichtsieg gegen den AEK Athen (der sich beim 2:0 auch einstellt) zweifelt im Vorfeld keiner der Kollegen. Spannender diskutiert wird die Frage: Äußern sich die Bosse noch mal zu ihrem PK-Auftritt? Sie tun es nicht. Wortlos gehen sie geschlossen an den wartenden Medienvertretern vorbei und verlassen schnell das Olympiastadion. Immerhin Brazzo spricht. Gegenüber den Print-Journalisten möchte er sich nicht mehr zu PK äußern, bei Sky versucht er immerhin sein Schweigen zur Sancho-Frage zu erklären.
Salihamidzic: „Meine Position ist sehr stark, ich bin da zufrieden. Als Karl-Heinz Rummenigge mich unterbrochen hat, ging es darum, dass wir einen laufenden Prozess im Fall Sancho haben. Deswegen hat er mich angewiesen, dazu nichts zu sagen. Wir entscheiden alle drei zusammen. Um meine Stärke muss sich keiner Gedanken machen, ich habe ganz viel Verantwortung im sportlichen Bereich.“
Warum Rummenigge – und nicht er – sich dazu äußern konnte, erklärt das allerdings nicht.
Sportlich ist festzuhalten: Mit den Siegen in Wolfsburg und Athen sind die Bayern dabei, sich aus ihrer sportlichen Krise freizuspielen. Wir Medien werden die Entwicklung weiterhin beobachten und darüber berichten. Auch TV-Auftritte lassen wir uns nicht verbieten (noch mal Rummenigge zu meiner Sport1-Doppelpass-Teilnahme: „Der Protagonist sitzt ja in der ersten Reihe, der in jeder Sendung groß auftritt mit: Wir wissen, wir wissen ja immer, wir haben unsere Informationen… Da lache ich mich tot!“). Am Freitagabend bin ich bei der Eurosport-Sendung „Mann gegen Mann“ zu Gast, am Montag für die österreichischen Kollegen von Servus TV bei „Sport und Talk aus den Hangar-7“.
Thema: Der FC Bayern, natürlich.