12 Jan Darum stinkt Bayern die Weltfußballer-Wahl
Nein, Thomas Müller ist nicht traurig, dass er es bei der Weltfußballer-Wahl nicht mal in die Endausscheidung geschafft hat. „Messi und Ronaldo heben sich noch einmal von dem Rest der Weltelite ab“, sagte er mir, ohne dass ich ein Fünkchen Neid hätte erkennen können. Müller selbst kommt regelrecht ins Schwärmen, wenn er über das Tor-Duell spricht, das sich Messi und Ronaldo mit jeweils über 300 Toren in Spanien liefern. „Es ist schon verrückt, nicht mehr normal“, zeigte sich Müller beeindruckt. „Darum stehen auch beide jedes Jahr wieder zu Recht im Duell um die Weltfußballer-Wahl.“
Die Weltfußballer-Wahl ist allerdings ein Stachel in einer Wunde der Bayern-Bosse. Unbedingt wollen sie seit Jahren den Titel an die Säbener Straße holen, allen voran aus Marketing-Gründen. Müller durfte ich den SPORT BILD-Award für die „Beste Sportvermarktung“ 2015 überreichen. Bei Müller entschied neben seinen Werbeverträgen vor allem die Authentizität, die Natürlichkeit, gepaart mit seinem Humor. Müller ist heute der deutsche Spieler mit dem höchsten Marktwert und den meisten Werbeverträgen. International spielen Messi und Ronaldo aber auch in dieser Kategorie in einer anderen Liga.
Bei der Wahl 2013, als es Franck Ribéry in die Dreier-Endauswahl gegen Messi und Ronaldo schaffte, warben die Bayern-Verantwortlichen kräftig hinter den Kulissen bei Stimmberechtigten Partner. Gerade nach Asien glühten die Drähte. Umsonst. Der Franzose wurde hinter Cristiano Ronaldo (1365 Punkte) und Lionel Messi (1205) nur Dritter (1127). Bei der Ehrung für 2014 hatte der FC Bayern mit Manuel Neuer den nächsten Spieler gegen Ronaldo und Messi im Finale. Wieder war ein Münchner chancenlos. Neuer landete mit 15,72 Prozent der Stimmen wie zuvor Ribéry nur auf Rang drei hinter Messi (15,76 %) und (37,66 %).
Dass die Bayern-Bosse Neuer am Montag für die Ehrung zum aktuellen Welttorhüter den Flug nach Zürich verweigerten, sagt viel über die Verstimmung an der Säbener Straße aus. Es war ein klarer Boykott, auch Pep Guardiola (Zweiter bei der Wahl zum Trainer des Jahres) erschien nicht. Neuer selbst wäre gerne angereist und war der einzige Profi, der auf der Bühne für die Weltauswahl fehlte. Allein er hatte es als deutscher Weltmeister in die Top11 geschafft, die von je vier Spielern von Real Madrid und dem FC Barcelona dominiert wurde.
Ich rief Lothar Matthäus im Vorfeld der Wahl an, mit dem ich ansonsten seine Kolumne in SPORT BILD bespreche. Matthäus ist der einzige Deutsche, der je Weltfußballer wurde (1990, 1991).
http://sportbild.bild.de/fussball/international/international/matthaeus-vor-25-jahren-weltfussballer-44070658.sport.html
„Solange Cristiano Ronaldo und Lionel Messi auf diesem Niveau weiterspielen, wird es weiterhin schwierig für einen deutschen Spieler, Weltfußballer zu werden“, schätzt Matthäus die Chancen für die Münchner gering ein. Ronaldo ist jetzt 30 Jahre alt, Messi gerade mal 28. Auch wenn es dauern kann, die Zeit spielt für Müller. Der Münchner ist mit 26 immerhin vier Jahre jünger als Ronaldo und zwei als Messi…