24 Apr So tickt ein 101-Millionen-Euro-Mann
Mittwochabend verfolge ich in einer Tapas-Bar in Madrid wie Gareth Bale (28) gegen Bilbao beim Stande von 0:1 im Bernabéu eingewechselt wird. Mit ihm schafft Real noch den 1:1-Ausgleich. Exakt 19 Stunden später sitze ich dem Superstar gegenüber. Wir treffen uns 40 Minuten außerhalb des Stadtzentrums in einem TV-Studio, wo er anschließend einen Spot drehen wird. Ich bin gespannt: Wie gibt sich ein Mann, der 101 Millionen Euro gekostet hat? Mein erster Eindruck: Bale ist schüchtern, ein Typ der leisen Sorte. Wir reden englisch. Erst als er anfängt, im Gespräch Vertrauen zu entwickeln, taut er auf. Bei seinen Aussagen ist er deutlich. Ein sympathischer Star!
Es ist sicher kein Zufall, dass unser Treffpunkt im Madrider Vorort Alcobendas im Norden der Stadt liegt. Für Bale garantiert das eine kurze Anfahrt von zu Hause. Ich weiß, dass der Waliser in der unmittelbaren Nachbarschaft von Toni Kroos wohnt. Wie Cristiano Ronaldo haben beide ihre Villen im exklusiven Wohnviertel „La Finca“. Als ich erwähne, dass ich Toni kenne, gerät Bale über den deutschen Weltmeister regelrecht ins Schwärmen. Sie würden sich hin und wieder in der Nachbarschaft treffen, gemeinsam mit den Familien und Kindern Dinge miteinander unternehmen. Auch über einen anderen alten Bekannten sprechen wir. Ich frage Bale, ob er glaubt, dass sein Ex-Kollege James ein paar Real-Geheimnisse mit nach München genommen hat. Der Waliser lacht und bejaht, das könne durchaus sein. Allerdings, gibt er zu bedenken, müsste auch ich wissen, dass der Fußball manchmal seltsam sein könne. Egal, was man über den Gegner wissen, oder wie gut man ihn zu kennen glaube: Auf dem Platz könne am Ende einfach alles passieren. Mit Wales Titel zu gewinnen dürfte allerdings schwierig sein, merke ich an. Doch Bale setzt schmunzelnd einen gelungenen Konter: „Vergiss nicht: Bei der Europameisterschaft zuletzt in Frankreich kamen wir genau so weit wie Ihr Deutschen!“ Da gibt es in der Tat nichts zu widersprechen.
Bale hält im Gespräch immer den Blick, lässt Dich genau wissen, über was er gerne spricht und bei welchen Themen man auf Granit beißt. Ich habe die Ausgabe von SPORT BILD auf den Tisch gelegt, auf deren Titel der zukünftige Bayern-Trainer Niko Kovac ist. Bale mustert ihn aus den Augenwinkeln und ich merke, dass er überlegt. Ich sage ihm den Namen, doch erst als ich erwähne, dass Kovac aktuell Eintracht Frankfurt trainiert, leuchten Bales Augen wissend auf: „Ja, daher kenn ich ihn!“ Ich antworte, dass er sich das Gesicht gut einprägen sollte, den beim nächsten Duell mit Bayern, wird er es auf der Bayern-Bank sitzen sehen. Bale nickt. Dass er über die Bundesliga ganz gut Bescheid weiß, hat er im Gespräch zuvor bereits bewiesen.
Zum Abschied geben wir uns die Hand und ich sage, dass wir uns ja bald in München sehen würden! Bale zwinkert, er scheint sich auf das Duell mit Bayern ehrlich zu freuen. Auch das zeichnet Topspieler aus: Sie fürchten keine großen Begegnungen, sie sehnen sie sich regelrecht herbei.
Das große Interview mit Gareth Bale über die Duelle mit Bayern, Millionen-schwere Ablösesummen, Lewandowskis Real-Ambitionen und die Bayern-Gerüchte um ihn lesen Sie in der Mittwochsausgabe von SPORT BILD.